Titou was? „Ti Tou“, das ist kreolisch und heißt so viel wie „kleiner Schlund“. Gorge ist das englische Wort für „Schlucht“. So viel schon mal zur wörtlichen Übersetzung.
Aber was macht diese Schlucht des kleinen Schlundes, die auf der Insel Dominica unweit des Boiling Lake und der Trafalgar Falls etwas versteckt am Rande des Morne Trois Pitons Nationnalparks (UNESCO Weltkulturerbe seit 1997!) im Dschungel liegt, nun so attraktiv? Die Überschrift lässt es schon vermuten: Man kann hinein schwimmen und so den Wasserfall erreichen, der sich am Ende der Schlucht befindet.
Da auch Dominica vulkanischen Ursprungs ist, weisen die vom Dschungel überwucherten Gesteinsschichten verschiedene Härtegrade auf und manche sind so weich, dass das Regenwasser auf seinem Weg aus den Bergen in den atlantischen Ozean metertiefe Schluchten hineinfressen konnte. Die Kraft des Wassers wurde auf Dominica übrigens schon früh erkannt: Seit den 1950er Jahren wird hier Strom aus Wasserkraft gewonnen, aktuell liegt ihr Anteil an der Gesamtmenge der erzeugten Energie bei rund 50%. Auch sonst ist Dominica Vorreiter in Sachen regenerative Energie: Die Geothermie, also Energiegewinnung aus Erdwärme, ist aktuell „schwer im Kommen“. Dazu vielleicht später mal mehr.
Aber zurück zu unserer Schlucht: An ihrem Anfang befindet sich nun ein kleiner Pool – hier kann man die Wanderstiefel gegen die Badeshorts tauschen, ins angenehm kühle Wasser steigen und mit der Erkundung beginnen. Gegen die Strömung, die abhängig von der gefallenen Regenmenge mal stärker und mal schwächer ist, benötigt ein geübter Schwimmer lediglich fünf Minuten bis zum Wasserfall am Ende. Unterwegs laden aber kleine Ausbuchtungen dazu ein, zu pausieren und das Spiel der Sonnenstrahlen, die durch den schmalen Spalt mehrere Meter über einem auf die Wasseroberfläche fallen, zu genießen.
Nur am Rande: Die besondere Atmosphäre der Schlucht hat offenbar auch die Filmemacher aus Hollywood dazu bewogen, hier einige Szenen aus dem Film „Fluch der Karibik 2“ zu drehen (zu diesem Thema hat Lutz bereits etwas geschrieben)!
Kommt man am Ende der Schlucht am Wasserfall an, so kann man hier, ebenfalls abhängig von der Strömungsgeschwindigkeit und der Menge des hinabstürzenden Wassers, auch schon mal direkt unter den Wasserfall schwimmen oder an seiner Seite empor klettern um sich dann wieder ins Wasser hinab fallen zu lassen.
Einschlägige Webseiten empfehlen den Besuch der Titou Gorge im Anschluss an eine Wanderung zum Boiling Lake als angenehme Erfrischung. Da der Ort aber kein wirklicher Geheimtipp mehr ist, sondern täglich von zahlreichen (Kreuzfahrt-)Touristen aufgesucht wird, sollte man entweder vor 10 oder nach 16 Uhr dort sein, um die Schlucht in Ruhe genießen zu können.
In einem unserer letzten Blog-Einträge wurde von Andrea bereits der Waitukubuli Trail ausführlich thematisiert, der auf seiner Route 3B (alternativ zu Route 3) auch an der Titou Gorge vorbei führt. Wenn man nicht auf dem Trail unterwegs ist, sondern direkt zur Schlucht kommen möchte, geht das von Dominicas Hauptstadt Roseau über das Dorf Laudat – je nach Quelle wird hier aber teilweise empfohlen, einen einheimischen Führer zu engagieren, da der Weg nicht ganz einfach zu finden sei. Findige Outdoor-Spezis oder Smartphonebesitzer können aber auch die GPS-Koordinaten der Schlucht verwenden und den Weg selbst suchen:
N 15.328424°
W 61.321338°
(ohne Gewähr…)
Also: Ich möchte auf dem Weg über den Waitukubuli Trail einen Abstecher zur Titou Gorge machen und zum Wasserfall schwimmen!
Bilder: tlkativ / Chrissie64 / Damifer