Da wäre noch die Sache mit dem Klopapier. Es ist ja allgemein bekannt: In der Toilette auf einer Yacht wird kein Papier entsorgt. Normalerweise jedenfalls. Denn – eine verstopfte Toilette, das ist SO unappetitlich, dass alles andere besser ist als das. Wie heißt es so schön? Nur was vorher auch den Körper durchlaufen hat, darf da rein. Alles andere eben nicht. Also muss eine Lösung her für das Papier. Das wiederum könnte in einen Beutel, der bei der Wärme exorbitant anfangen würde zu stinken, weshalb es also keinen Beutel gibt, sondern nur die eine – sehr öffentliche und daher spannende Alternative bleibt: sofort über Bord!
Ohne Frage könnten hohe Wetten abgeschlossen werden, ob es der Papier-Klumpen über die Seereling schafft oder sich vorher noch fliegend entrollt und verfängt – mit allen damit verbundenen Peinlichkeiten und der garantierten Aufmerksamkeit der gesamten Crew. Doch das geschieht nicht. Aus logischerweise genau einem Grund: Jeder könnte der nächste sein, dessen Entsorgungsversuch scheitert.
Also läuft es eigentlich immer gleich: Im Niedergang des Mittelcockpits erscheint ein Kopf und nimmt konzentriert Maß – runde 2m50 bis zum Seezaun, Wind- und Luftströmung – manchmal ist es eben, wie eine Feder gegen den Wind werfen zu wollen. Und dann folgt – mal ehrlich, jeder kennt doch die belämmerte Flugbahn einer Feder gegen den Wind – im klaren Bewusstsein den Elementen und dem Schicksal ausgeliefert zu sein – der Versuch den kleinen, weißen Flugkörper über Bord zu werfen. Das kann entschlossen durchgezogen sein, zögerlich ob der Konsequenzen falls es nicht gelingt, desinteressiert, cool, dem Schicksal ergeben oder sonst wie taktisch – mancher lässt den Blick folgen und kontrolliert ob die Ladung im Meer gelandet ist, mancher tuts und verschwindet.
Die Stile mögen unterschiedlich sein, zweierlei gilt für alle: Hoffentlich immer nach Lee und: Mit Können hat das nur wenig zu tun. Denn sollte sich die Wicklung auch nur an einer einzigen Stelle ein winziges Bisschen abwickeln, beginnt das Desaster seinen Lauf zu nehmen. Es wächst ja gleich der Luftwiderstand und das Ding wird unweigerlich abgebremst, was der Flugbahn die entscheidenden Zentimeter bis hinter den Relingszaun kosten könnte. Was im Übrigen ganz sicher der Fall ist, wenn sind die Papierkugel im Flug komplett entrollt. Dann ist der bescheuerte Beispielfall der Feder gegen den Wind nämlich beinahe perfekt nachgebildet.
Die Tücke der Aktion kann jeden treffen: Die Besatzung im Achtercockpit weiß das (jeder weiß das) und verfolgt deshalb das Geschehen mit leichter Verspannung: Einerseits nicht hin gucken, um den Werfer nicht unter Druck zu setzen andererseits aber ist es wichtig, das Ganze im Blick zu behalten, denn im Fall, dass der kleine weiße Flugkörper sich doch entrollt und in Gestalt weißer Fähnchen gen Achtern zu flattern beginnt, sollte man das wissen….
Tja: Und was dann?? Dann ist es zu spät! Es hilft nur Vorbeugen und Perfektionieren. Glücklich können sich die schätzen, die das Ende einer Klorolle erwischen. Da lässt sich das corpus delicti in die Papprolle stopfen und die fliegt super. In allen anderen Fällen geht es darum – wie beim Schneeball – ein möglichst kompaktes Produkt auf den Weg zu bringen. Manche schwören darauf, die Wickelenden leicht anzufeuchten (damit sie nicht so leicht aufflattern) oder den ganzen Papierball mit einer feuchten Lage zu umkleiden und es gibt noch viele weitere Techniken. Worüber allerdings die wenigsten reden, sie tuns einfach. Mehrfach am Tag, über gut 1700 Meilen. Und auch wenn wir unter Umständen die Regatta – ähm – Ralley nicht gewinnen sollten, in der Spezialkreis Navigation von Klopapier über Bord, sind wir dann sicher alle perfekt.