Der Tuna-Drill

Oder: Wenn die Schöler heranwachsen

Michi hat uns alles gezeigt. Er weiß, welcher Köder zu welcher Tageszeit verwendet werden muss. Er kennt die genaue Entfernung, in der er dem Boot nachgeschleppt werden muss (immer in einem Wellenberg der Hecksee). Er hat Angeln und Spulen gebaut, Köder optimiert und Haken geschliffen. Und nun wissen wir alles (fast) über das Hochseeangeln. Der Fang zweier Tunas am heutigen Morgen innerhalb von 30 Minuten belegt dies. Einziger Wehmutstropfen: Der Meister selber hat seit Wochen keinen Fisch mehr angelandet.

Bittet man Michi um einen Kommentar zu dem Thema klingt das – im Stile der Feuerzangenbowle – in etwa so: „Die Fangquoote meiner Schööler wird von Tag zu Tag besser. Der Fang von fräschem Fäsch bedeutet sportliche Betätigung, ermöglicht eine ausgewoogene Ernährung! In dem von mir geschrebenen und viel beachtetem Buche „Biss und Riss“ unter besonderer Berücksichtigung der höheren Segelei habe ich eindrücklich geschildert, wie bei einem Tuna-Dive zu verfahren ist!“

„Rrrr. Rrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr. Rrrrrrrrrrrrrrrr. Rrrr. Rrrrr. Rrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr.“

Sind die ersten Laute, mit denen sich jeder unserer geschuppten Kunden ankündigt. Es folgt das Tuna-Manöver gemäß folgender Kommandotafel:

„Fisch, Fisch!“ – „An die Rute, Bremse fest!“ „Fier das Großsegel!“ – „Großsegel wird gefiert!“ (aber nicht zu weit!) „Klar bei Kurbel, hol ein den Fisch!“ – „Fisch wird geholt!“ „Prepare for Tuna-Dive!“ – „Tuna-Dive ready!” (*) „Klar bei Gaff, schlag ein den Harken!“ – „Fisch gehakt!“ „Fisch auf! Klar bei Wodka!“ – „Fisch im Cockpit!“ „Gieß Wodka in die Kiemen!“ (Den Rest hört der Tuna dann aufgrund der sinnesberaubenden Alkoholvergiftung nicht mehr.)

(*) Der Tuna-Dive bezeichnet das Manöver des letzten Augenblicks, das jeder Tuna durchführt, sobald er in Sichtweite seiner Fänger ist (also 1-2 Meter neben dem Boot). Mit einem letzten Aufgebot aller Kräfte und „full steam“ geht der Fisch senkrecht auf Tiefe und versucht zu entkommen. Zuletzt haben die Biester in letzter Sekunde oft 20-30 Meter im „free dive“ hingelegt. Wenn vorher die Bremse nicht gelöst wurde, reist an dieser Stelle oft die Leine. Bei uns nicht mehr.

Ole für die PvD Crew

P.S.: Neben der Fischerei segeln wir natürlich auch ein bisschen 😉 Derzeit mit G1 und Groß auf RWK 40°, hoch am Wind mit immerhin 5,8 kn bei 10 kn TWS. Noch 467 Meilen bis Horta.