Die Gangster schaffen es gerade so um die nächste Hausecke, sonst wären sie jetzt dran. Die schwarze Limousine legt sich mit quietschenden Reifen in die Kurve. Rasante Tour, traut man so einem 20 Jahre Schlitten gar nicht zu. Hah! Und jetzt sind sie geliefert. Da vorn geht’s nicht weiter. Immer näher kommen sie, noch liegen die Gesichter im Schatten, doch gleich fällt das Licht darauf. Sie……“Hey aufstehen! Wachwechsel!“
Wir sind 12 Leute an Bord, segeln ohne Autopiloten und haben eine Menge zu tun. Segelwechsel etwa, beschäftigt uns vollauf: G1 raufschleppen, aufs Vorschiff schleppen, setzen und auch bald wieder runter oder wieder rauf, hängt halt am Wind. Es gibt schließlich für jeden Wind das richtige Segel. Alle 4 Stunden in der Nacht und am Tag alle 6 Stunden wechseln wir die Wachen. Das heißt: Immer nachts aufstehen, nie nachts ausschlafen.
Und ja: Und meistens ist wohl der erste Gedanke, auch ohne wüsten Traum mit Gangsterjagd: „Oh nein, bitte nicht ! ….Bestimmt ist es wieder lausig kalt, vielleicht nass und die vier Stunden werden endlos werden.“ Aber dann kommt alles ganz anders: Der Schritt an Deck versöhnt für alles. Die Luft ist irgendwie lau. Der Mond taucht den Ozean in silbernes Licht. Alles ist silbrig hell vom kalten Mondlicht, glasklar! Sogar die Sterne sehen blasser aus als sonst, weil die alte Frau Luna alles gibt.
Ist der Mond erst untergegangen zeigt der Himmel sein unfassbares Sternenmeer. Alles Unfug, was schon die Kinderbücher erzählen! Also, dass der Himmel schwarz ist und die Sterne die hellen Pünktchen darauf. Alles Quatsch. Hier auf dem Atlantik sieht es jedenfalls ganz anders aus. Der Himmel ist übersät mit Sternen, ist eigentlich nichts sonst als Sterne und das Schwarze der Nacht findet sich in den winzigen Zwischenräumen. Hallo zu Hause! Guckt doch heute Abend mal an den Himmel und sucht den großen Wagen. Da sind die vier Sterne an den Ecken und darin? Wie sieht es darin aus? Ziemlich schwarz und sonst nur wenig, oder? Hier ist der Wagen gesprenkelt, wie mit Airbrush-Technik, voller Sterne!
Ein Schauspiel, das erst endet, wenn langsam der Osthimmel einen hellen Streifen bekommt und der Morgen herauf zieht. Wo sonst kommt einem die Nacht mit ihrer Schönheit so nahe? Jeden Tag sitzen wir viele Stunden in der Dunkelheit an Deck. Hier draußen ist die Nacht Teil von jedem Tag mit all ihrer Schönheit. Dazu zieht das Boot ruhig seine Bahn. Es rauscht gleichmäßig. Wellen laufen vorbei oder drunter durch und Meile um Meile bleibt im Kielwasser zurück. Auch das glitzert manchmal. Meeresleuchten, als würden auch da die Sterne funkeln.
Wozu also schlafen in der Nacht und träumen? Gangster lassen sich am Tag genauso gut erledigen.