Der wievielte Tag auf See ist heute?

Zu Beginn unserer ersten Nachtwache wurde seit Tagen mal wieder deutlich, dass andere Schiffe in unserer Nähe sind, auch wenn wir sie nicht sehen konnten. Zuerst funkte uns der alte Peter an, um zu hören wie es uns geht. Danach meldete sich ein weiteres Schiff bei uns, welches unsere Hilfe benötigte, weil ihr Guthaben des Iridium-Go (Satellitenempfang) aufgebraucht war und sie, außer UKW-Funk, keinen Kontakt zur Außenwelt aufnehmen können. Sie baten uns eine Mail für sie rauszuschicken. Also taten wir genau das. Heute früh erhielten wir per Mail direkt eine Antwort, dass die Hilfeleistung erfolgreich war und sie für uns bereits eine Flasche Champagner kalt gestellt haben. Wir freuen uns schon mit den beiden in St. Lucia gemeinsam anzustoßen.
Die restliche Zeit der ersten Nachtwache verging relativ entspannt und wir freuten uns über die 4h Schlaf, die uns bevorstanden.
Die zweite Nachtwache ab 4 Uhr ging etwas schläfrig los. Nachdem wir weiter im 6. Leben des Käpt’n Blaubären gelesen hatten, tat sich die Diskussion auf, wie dunkel es denn heute Nacht sei, auf der Skala von Prof. Nachtigaller. Nach einigem Hin und Her überlegen wurden wir uns einig, eine Nacht ohne Mond aber mit Sternen müsste in etwa eine Dunkelheit von 0,5 Nachtigall haben.
Zum Sonnenaufgang begann es Leben in der Pantry zu geben. Der Smut beglückte uns mit einem English Breakfast und frisch gebackenem Brot. Gut gesättigt und glücklich von der mit Spi durchseglten Nacht wanderten wir in unsere Kojen und die andere Wache fing an, an Deck Action zu machen, denn wir wollten tagsüber wieder auf einen größeren Spi wechseln, um im Hellen möglichst viel Strecke zu machen. Als ich zum Mittagessen geweckt wurde (es gab Labskaus für alle verschiedenen Ernährungsformen), strahlte der Nivea Spi in der Sonne und es war viel zu warm. Der Gedanke, dass es in Kiel in den letzten Tagen schon geschneit hat und in ein paar Tagen der erste Advent ist, kommt uns etwas absurd vor. 😀

Begleitet von fliegenden Fischen übernahm unsere Wache das Ruder und die abziehende Wache tat es unserer Aktion gestern nach und nutze die Mittagssonne für eine Körperwaschung im Mittelcockpit.
Vor kurzer Zeit haben wir ein Schiff am Horizont gesichtet. Von unserer On-Shore Crew wurde uns heute früh mitgeteilt, dass ein Mitstreiter 10 nm vorraus sein soll. Im AIS konnten wir identifizieren, dass es sich um genau dieses Boot handelt, es inzwischen aber nur noch 6 nm voraus ist. Gibt kaum was, was den Racing Mode an Bord besser aufrechterhält, als wenn man weiß, dass man zu seinen Konkurrenten aufholt. 😉
Nachdem wir unseren Trimm nochmal optimiert haben, sitzen wir jetzt in einem Lesekreis im Achtercockpit und genießen im Schatten der Segel die Atmosphäre und einen Kaffee.


Kurzusammenfassung:
Datum und Uhrzeit: 25.11.2022 17:00 Uhr Bordzeit
Position: 19°16,3′ N; 028°44,0′ W
Wetter: Nordostwind, 3-4 Bft, sonnig
Zurückgelegte Strecke in 24h: 200 nm
Gefangene fliegende Fische: 1
Musikempfehlung des Tages: Fliegende Fische – Neon Schwarz
Frisch geduschte Leute: 6
Rasierte Bärte: 2
Stimmung an Bord: Lässt sich mit Kraft gerade so aushalten aka sehr gut 😉

Svenja