Nachdem am Montag alle Kleingruppen und Einzelgänger von ihren Erkundungsgängen zurückgekehrt, die Chance einer Süßwasserdusche in einem Gebäude genutzt und die exorbitanten Preise im Supermarkt bestaunt hatten, legten wir gegen Nachmittag mit dem Ziel Anguilla in Bitter End ab. So konnten wir noch im Hellen aus der engen Durchfahrt in offenes Wasser segeln und den ersten Schlag um den Norden der Insel hinter uns lassen. Im Gegensatz zu unserer Überfahrt zu den BVIs hatten wir dieses Mal nicht mit zu wenig Wind und übermäßigem Gebrauch der Dieselfock zu kämpfen. Stattdessen hatten wir etwas mehr Wind aus Ost, also genau gegenan, so dass wir lieber gleich im 2. Reff und mit G4 abgelegt haben. So wurde dann auch direkt das Abendessenkochen bei Atlantikdünung und quer dazu laufender Windsee zur sportlichen Gemeinschaftsaufgabe, nachdem der eigentliche Smut mit Seekrankheit zu kämpfen hatte. Die ganze Nacht über wurden weder Wind noch Wellen weniger und es gab, spätestens nach dem Brotteig kneten, noch weitere Ausfälle. Trotzdem war es eine schöne Nacht, mit Meeresleuchten und den Dank Neumond gut sichtbaren Sternen. Highlight war ein Komet, der immer heller wurde, bis das Leuchten fast grün wirkte.
Im Lauf des Dienstags rückte Anguilla in langen Schlägen näher. Während die Wellen langsam nachließen, pustete der Wind munter weiter und bescherte uns dadurch noch weiteres Kreuzen bis zum Ankerplatz in der Road Bay. Kaum angekommen, machte sich ein Teil der Crew auf an Land und der Rest blieb zwecks Ankerwache beziehungsweise Schlafnachholen an Bord. So ging dann der erste Abend auf Anguilla eher schläfrig zu Ende. Mittwoch Morgen startete dafür umso früher. Wegen des anhaltenden Winds wurde die zurückbleibende Ankerwache auf 4 Personen angesetzt und die 12 Stunden Tageslicht kurzerhand in drei Wachen geteilt. Wir hatten direkt die erste Wache und während an Deck das shutteln begann, widmeten Jeike und ich uns einem bereits bekannten Problem, nämlich der Proviantierung für die kommenden Etappen. Da uns bereits die nächste Etappe nach Kuba führen wird und sich die Versorgungslage dort überhaupt nicht abschätzen lässt, gestaltet sich diese ganze Planung dieses Mal noch komplizierter und langwieriger, als ohnehin schon. Als dann unsere Ablösung zurück war, machten auch wir (Lennart, Jule, Jeike und Hanna) uns auf an Land. Der Plan war recht einfach: Möglichst nah am Wasser entlang auf einen Hügel steigen und anschließend in der nächsten Bucht baden gehen. Auf der Karte war allerdings kein Weg eingezeichnet und nach einigem am-Ufer-auf-Steinen-herumklettern mussten wir uns eingestehen, dass die Steilwand tatsächlich einer Wand glich. Wir drehten also wieder um und standen etwas später wohl relativ verloren auf der Straße herum. Jedenfalls rief eine Frau von einer Veranda aus, wo wir denn hinwollten? Sie machte uns schnell auf einen Trampelpfad aufmerksam, der durch Gestrüpp den Hügel hinaufführte. Oben haben wir an der Kante einige Sitzgelegenheiten gefunden, die wir prompt zur Mittagspause mit Blick auf die Ankerbucht nutzten. Einige schweißtreibende Kilometer später erreichten wir den Strand der Crocus Bay und stürzten uns in die kühlen Fluten. Lennart war der Einzige, der seine Schnorchelausrüstung über die Insel getragen hat und er schwamm direkt los Richtung Steilküste, um die Möglichkeiten auszutesten. Wir anderen haben derweil das zwar herrlich klare, vor dem Strand aber relativ leere Wasser genossen. Lennart wusste später zu berichten, dass das definitiv der beste Schnorchelspot bisher war, mit vielen Fischen, bunten Korallen und einer Schildkröte.
Nach einer weiteren Nacht in der Road Bay brachen wir am Donnerstag Vormittag zum letzten Mal auf dieser Etappe auf. Das Stück bis Sint Maarten war recht kurz und bis auf einige fliegende Fische nicht weiter spektakulär. In der Simpson Bay gingen wir ein letztes Mal vor Anker, um auf die Öffnung der Brücke zu warten. Ungefähr drei Stunden später lagen wir innerhalb der Brücke in der Simpson Bay Marina. Für Freitag stand das große Reinschiff auf dem Plan, aber da sich auch einige kleinere Reparaturen angesammelt hatten, legten wir lieber am Donnerstag Abend noch einen Arbeitsdienst ein. Nebenher schlachteten Svenja & Frida auf dem Steg noch zwei der selbstgepflückten Kokosnüsse und wir ließen sie uns beim Winschen Warten im Sonnenuntergang schmecken. Nach dem Abendessen gingen wir mit dem Großteil der Crew los und suchten uns eine Bar, wo wir einen Cocktail genießen wollten. Da die Musik in der Soggy Dollar Bar zu laut war, ließen wir uns letztendlich in einer Karaokebar nieder, wo wir unsere Gesangskünste auf Englisch, Deutsch, Schwedisch und Kölsch zur Schau gaben und dadurch das restliche Publikum sehr amüsierten. Neben der schlechten Performance einiger, endeckten sogar ein Gesangstalent in unserer Crew.
Heute früh ging dann das große Putzen los. Das Ziel war, möglichst schnell fertig zu werden, damit jeder noch ein paar Stunden Zeit hatte, sich die Insel anzusehen. Wir nutzen diese Zeit dann, wie könnte es anders sein, um auf einen Hügel zu steigen. Diesmal zwar nicht der höchste der Insel, dafür aber in fußläufiger Distanz zur Marina, mit einem schönen Ausblick über die ganze Bucht und interessanten Bewohnern. So begegneten wir zweimal ziemlich großen Leguanen, die reglos in der Sonne saßen und nur ab und zu ihre Augen auf uns fixierten oder blinzelten. Am frühen Abend fand sich die ganze Crew wieder auf dem Peter ein, um dann zum Abschluss-Pizzaessen aufzubrechen. Im italienischen Restaurant verbrachten wir einen gemütlichen letzten gemeinsamen Abend.
Hanna