Am Sonntagmorgen wollten wir aus Alicante aufbrechen in Richtung Almeria.
Nach dem Ablegen hat meine Wache (die Bb.-Wache) begonnen. Ziemlich bald haben wir die Segel gesetzt und konnten unter Genua 1 schnell zu den Seglern vor uns aufschließen. Da wir noch eine Untiefe zu umfahren hatten, habe ich die Gelegenheit genutzt und die Theorie-Inhalte aus dem Winter getestet. Mit Fernglas konnte die Ost-Kardinale schnell enttarnt werden. Danach lautete der Kurs wie so häufig: ,,einfach hoch am Wind“. Da das von uns mittlerweile jeder im Schlaf kann, blieb noch genügend Zeit für eine ausführliche Gesangseinlage. So verging die Zeit bis zum Mittag sehr schnell und nach dem restlichen Curry vom Vortag, ging es in die Kojen.
Als wir zur ersten Nachtwache geweckt wurden, waren wir zwischen dem Cabo de Palos und einem Verkehrstrennungsgebiet, wo wir zufälligerweise wieder durchkreuzen mussten. Um überhaupt eine Chance zu haben, haben wir erst ausgerefft und danach noch einen Segel-in-Segel-Wechsel auf Genua 1 gemacht. Zur Belohnung gab es dann frisch gebackenes Bananenbrot. Leider hat der Wind unsere Bemühungen ziemlich zunichte gemacht und eine halbe Stunde später ging der Motor an. Immerhin blieb uns so etwas mehr Zeit zum Sternschnuppen gucken. Um Mitternacht war dann die STB.-Wache dran, von der wir zumindest ein segelndes Schiff übernommen haben.
Wir segelten weiterhin hoch am Wind als plötzlich der Wind stark nachließ und aus verschiedenen Richtungen kam und uns zu einer spontanen Wende zwang. Daraufhin stabilisierte er sich wieder und kam dauerhaft aus der entgegengesetzten Richtung, sodass wir plötzlich vorm Wind fuhren und kurzerhand die Bullentalje anbauen mussten. Wenn ich etwas weniger mag, als wenig Wind von vorne, ist es Flaute von achtern. Doch wir segelten diese tapfer aus. Allerdings verging die Zeit so sehr langsam und wir starteten einen Countdown zum Wachwechsel. Zum Frühstück haben wir uns noch einen warmen Kakao genehmigt, und gingen dann glücklich in die Koje. Die andere Wache griff dann zeitweise wieder auf den Motor zurück, konnte uns aber glücklicherweise wieder ein segelndes Schiff übergeben. Gestärkt von köstlichen Quesadillas starteten wir in die Wache und machten gleich wieder einen Segelwechsel. Wir genossen den wunderbaren Segeltag mit schöner musikalischer Begleitung. Pünktlich zum Abend nahm der Wind wieder ab und wir wechselten wieder zurück auf Genua 1. Kurz vorm Wachwechsel konnten wir einen grandiosen Sonnenuntergang mit anschließendem Farbspiel am Himmel beobachten. Dazu gesellten sich Delfine, die ums Schiff herum schwammen. Leider wurde die Segelfreude getrübt, als ums Kap 2 kn Gegenstrom auftraten. So machten wir durchs Wasser noch 2kn, doch über Grund bewegten wir uns keinen Meter vorwärts, also musste die Maschine wieder ran. Zum Motorensummen ging’s dann nochmal in die Koje.
Um Mitternacht waren wir immer noch eine Stunde von Hafen entfernt, doch die andere Wache wollte eh noch an Deck bleiben, sodass der Rest meiner Wache weiter schlafen konnte. Als das Groß dann fiel kamen die anderen etwas verwirrt an Deck und wir legten gemeinsam an. Am Hafen wartete auch schon Chris auf uns und gemeinsam genossen wir noch ein Anlegebier und dann ging’s endgültig in die Koje.
Insgesamt blicken wir auf 39 sehr schöne Stunden auf See zurück. Neben tollen Segelbedingungen (vielleicht wäre etwas konstanterer Wind schön gewesen), bleibt mir vor allem die tolle Atmosphäre innerhalb der Wache in Erinnerung. Als reine Mädelswache müssen wir uns keineswegs hinter den Jungs verstecken und haben alle Manöver erfolgreich gemeistert.
Annika