Eine smutige Angelegenheit

Es gibt nicht viele Dinge auf See die ich so sehr vermisse wie eine anständige Pommes oder eine Pizza. Das sind einfach Dinge die, die Pantry im Grunde nicht hergibt. Unser Ofen braucht schließlich knapp 1 ½ Stunden um Brot zu backen und bei Lage ist es doch schon recht sportlich der heißen Ofentür auszuweichen. So wurde bei Landgang eigentlich immer mindestens das Eine oder das Andere gesucht. Doch auf dem Atlantik gibt es eben wenig Landgang… Angetrieben durch einen kleinen Lagerkoller hatte ich vergangene Atlantiküberquerung dann angefangen in Nachtwachen mit Pfannenpizza zu experimentieren. Das ist für 4 Leute mit ordentlich Zeit eine entspannte Sache. Zu meinem nächsten Tag als Smutin wollte ich allerdings auch mal Pizza für die gesamte Crew anbieten. Nach ordentlich Vorbereitungszeit, 2,5 KG Teig und bestem Segelwetter später haben insgesamt 16 Pizzen die Pantry verlassen. Die Stimmung war höchst italienisch, so wurde Pizzaflitzer rauf und runter gehört. B ene spricht mitlerweile nur noch italienisch, Jule ist mit einer Pizza unterm Kopfkissen eingeschlafen und Michael hat mit den anderen Lübecker’n eine Gruppe gebildet die er seine „la familia“ nennt. Pizza lässt sich erstaunlich gut mit Zutaten aus Dosen backen, hatte ich vorher so noch nicht auf dem Zettel gehabt. Neben dem was unter Deck passiert ist wurde natürlich auch weiterhin gesegelt. Der Peter schläft schließlich nie. Wir hatten angenehme Winde die uns Spi setzen ließen, zwischendrin konnte sogar eine Spihalse vom Wachführerzettel abgehakt werden. Zum Abend hin drehte der Wind allerdings wieder und die See wurde rauer. Unter Klüver Fock versuchte ich mich dann daran Bolognese zu kochen. Der Sicherrungsgurt in der Pantry hat sich mal wieder bezahlt gemacht und die Töpfe hab ich schließlich auch „angeschnallt“. Denn zuvor ist mir der gerade fertig gewordene Tofu von der Ablage gehüpft. Als Tofu aus Bodenhaltung hat es aber dennoch Abnehmer*innen gefunden. Zusätzlich kam dann noch das ungute Gefühl wenn 2 Liter Tomatensauce Richtung Vorschiff hüpfen. Da macht man sich doch einige Gedanken ob Gummistiefel nicht doch um einiges angebrachter als Sandalen wären. Letztendlich hat aber alles gepasst und ich war mal wieder froh das ich als Smutin nicht abbacken muss :). Sonst haben wir noch ein wenig mit einem befreundeten Segler aus Faial gefunkt und uns ein wenig in der Gegend umgeschaut. Der Atlantik ist auch hier blau, über uns ziehen Wolken ihre Bahnen und unter uns ist immer noch eine verdammt große Menge Wasser.
Uns geht’s gut, auf Bald
Frida
Kurzzusammenfassung: Position: 43°13,62′ N 017°87,49 Immer komischer werdende Crewmitglieder: 5 Erfolgreiche Aufforderungerungen „den Kahn gerade zu halten“: 0 Verbrauchter Käse: 1,2 Kg

Blogeintrag vom 09.06.23 – Auf dem Weg nach Frankreich

Nach einem soliden ersten Tag auf See taktieren wir heute mit dem Tiefdruckgebiet, welches es sich in unserer geplanten Route breit gemacht hat. Eine Flaute in der Nacht haben wir genutzt um die Batterien zu laden. Nach etwas Wind am vormittag flaute es dann am frühen Nachmittag wieder ab. Den wenigen Wind nutzten wir, um den Spi vorzubereiten. Ein erwarteter Winddreher sollte den Einsatz bereits zeitnah möglich machen. Dieser kam dann auch und wir konnten den Spi setzen. Nach einer kurzen Zeit mit Kurs in Richtung Lissabon konnten wir mit einer Halse Kurs auf Brest nehmen. Nun segeln wir gemütlich schaukelnd bei bester Sonne in den Abend hinein. Dank dem Dreiwachsystem bleibt neben Schlafen und Segeln noch genügend Zeit für weitere Aktivitäten. Sei es die Arbeit mit dem Sextanten oder dem Lesen eines guten Buches (z. B. zum Thema Tauchmedizin).
Neben den Wachen und den Segelmanövern gehört auch die Verpflegung zum Alltag an Bord. Zum Mittagessen gab es heute Quesadillas. Wahlweise zum vielen Käse zusätzlich mit Thunfisch, Pepperoni oder Chiliflocken. Die Versorgung an Bord ist gut und es mischen sich Lebensmittel aus Bermuda, den Azoren und Überbleibsel aus früheren Etappen. Damit bleiben sowohl die Hauptmahlzeiten als auch die Snacks abwechslungsreich. So sind die Vorräte an Thunfisch und Oliven schier unerschöpflich. Auch frisches Brot wird weiterhin gebacken. Dazwischen gibt es Haferkekse, Schokolade, Bananen und Nüsse. Als Abendessen wird gerade ein Risotto vorbereitet. Dazu gehören neben Zwiebeln und Cherrytomaten anscheinend auch Kinderriegel, die jedoch schon bei der Vorbereitung verzehrt werden müssen. So findet auch der Smut immer genügend Freiwillige, die ihn bei den Vorbereitungen unterstützen.
Felix
Position um 18:30 UTC: 40° 15.2′ N, 022° 23.2′ W Verzehrte Haferkekse: ca. 20 Geschälte Zwiebeln: 8 Gefahrene Halsen: 3

Eine Insel mit einem Berg und dem weiten großen Meer

12. Tag auf See: die Stimmung ist gut und die Vorfreude auf die Azoren groß. In der Nachtwache von 04.00-08.00 Uhr hieß es dann unter wunderschönem Sonnenaufgang voraus: Land in Sicht! So zeigte sich die Insel Faial unter dem pfirsich-lavendelfarbenen Aquarell des Morgenhimmels. Zu unserem Glück konnten wir die schöne Stimmung mit köstlicher selbstgemachter Pfannenpizza von Frida genießen. Die Insel und unser Ziel Horta kamen näher. Unter G1 glitten wir die Küste entlang und staunten über die tolle grüne Landschaft der Vulkaninsel. Wir hatten Glück, denn zu dem Zeitpunkt war diese nahezu frei von Wolken und so konnten wir die ganze Schönheit in Völle erkennen. Kurz vor dem Hafen gab es natürlich noch das obligatorische Empfangskomitee einer Delfinschule. Horta sollte nicht nur für uns den sicheren Hafen darstellen. Es war wahrlich ein Ameisenhaufen voller Segelboote und deren Insassen vor Ort. So war es völlig normal, dass wir im 4. Päckchen lagen und die Bucht voll mit ankernden Booten war, wo sich der Peter zunächst erstmal durchquetschen musste. Die Stimmung in diesem Hafen war wirklich ganz  besonders toll mit den vielen Offshore-SeglerInnen und AbenteuerInnen. Ein wahrer Segel Hotspot! Nachdem wir nachmittags einklariert hatten feierten wir den ersten Teil der Atlantiküberquerung mit gutem Essen und dem ein oder anderem Drink im berühmten Seglertreff Peter Café Sport. Zu Ennos Überraschung wurde aus dem Abend sein Junggesellenabschied. Wir trugen rosa Hütchen und Enno eine blinkende, regenbogenfarbene Glitzerkrone, womit er die Hauptattraktion des Abends darstellte. Ausgeschlafen und leicht verkatert sollte der Peter am nächsten Tag geputzt und kleinere Reparaturen gemacht werden. Die Wäsche zu waschen stellte sich als großes Abenteuer heraus. Da so viele SeglerInnen in Horta saubere Wäsche brauchen und es mit drei Wäschereien eindeutig zu wenig Waschmöglichkeiten in Horta gibt. Wer also auswandern und gutes Geld verdienen möchte: Eröffnet einen Waschsalon in Horta. Während nach dem Putzen ein wenig am Peter rumgewerkelt wurde, startete die Einkaufscrew auf zum Supermarkt. In der Zwischenzeit mussten wir uns auf die sicherere gegenüberliegende Pier verlegen, da uns ein mächtiges Tief bevorstand. Zu unser Überraschung und Freude legte sich die Frauencrew der Maiden direkt zu uns ins Päckchen- was für eine Ehre! Am Folgetag teilte die Crew sich in eine Wander-, Tauch- und Bikergang auf. Die Tauchgang erkundete in 18m Tiefe die bunte Unterwasserwelt und schlafende Vulkankrater. Ein anderer Teil der Crew mietete sich Roller und cruiste auf den in Wolken liegenden Vulkankrater und um die vielfältige Insel. Die Vegetation von Faial ist der Wahnsinn: Fichtenwälder durchsetzt mit Farnen, leuchtende Blumen in allen möglichen Formen & Farben und saftige grüne Wiesen prägen das Landschaftsbild, dazwischen grasende Kühe mit Blick auf das weite und wilde Meer. Die Bikergang besuchte ebenfalls ein „neues“ Stück Insel. Vor ca. 60 Jahren ist im Westen von Faial ein noch unter Meeresspiegel liegender Vulkan ausgebrochen, der damit einen recht großen Landabschnitt gebildet hat- sehr imposant daneben zu stehen. Den Abend ließ ein Teil der Crew in Horta ausklingen. Die Bikergang traf sich ein paar Dörfchen weiter in einem portugiesischen Restaurant, um sich für die kommende Atlantiküberquerung zu stärken und über Bikergang-Dinge zu philosophieren. Wieder beim Peter eingetroffen durften wir,  zur Freude der Crew, das Schiff unserer Nachbarinnen, die Maiden, anschauen. Drei nette Mädels der Maiden Crew zeigten und erklärten uns alles über das Schiff und deren Bildungsauftrag- wirklich beeindruckend! Am Tag darauf hieß es dann Leinen los und auf Richtung Brest. Unter Klüver und Fock dümpelten wir zunächst im Schutz der Azoren umher und natürlich gab es ein Abschiedskommitee in Form einer Delfinschule. Wie auch sonst. Im Scheine des Sonnenuntergangs zwischen den Inseln segelten wir weiter Richtung Nacht, wo uns ein wunderschöner klarer Sternenhimmel und Meeresleuchten begrüßte. Zur Feierlichkeit des Wachwechsels gab es dazu um 00:00 ein Feuerwerk auf der Insel querab. Gerade in diesem Moment musste ich das Tablet kurz zur Seite legen, weil wir wieder Besuch von Delfinen bekommen haben. Und die paar Süßen haben sich ordentlich Mühe gegeben aus dem Wasser zu springen- wirklich sehr schön anzusehen. Fazit bisher: Erste Atlantiketappe war super, die Azoren sind wahnsinnig schön und wir freuen uns alle auf die nächsten Seemeilen über den Atlantik. Salzige, nasse, kalte, etwas sonnige und glückliche Grüße aus dem Achtercockpit Malou
@Svenja: heute zeigte sich in den Wellenkronen das seltene magische klare türkisblau 🙂 @Flo: Vegnogg wurde noch nicht verköstigt, die kuriosen Zewarollen wurden noch nicht ausgepackt. Updates folgen.
Position um 10:05 Uhr: 38°53,93 ‚N  025°55,85 ‚W Vollgekotzte Pützen: 3
Schöne Aussicht vom inaktiven Vulkan Caldeira
Mit dem Moped die Azoren unsicher machen
Der Vulkansand peitscht ordentlich am Körper

Der letzte ganze Tag auf See

Der Morgen des letzten vollen Segeltags der Atlantiküberquerung Part 1 begann so wie die Nacht zuvor aufhörte. Unter G1 und vollem Groß glitt der Peter dem Ziel Horta entgegen. Unter blauem Himmel konnte das Ölzeug tagsüber endlich wieder gegen Fleece und kurze Hose getauscht werden. Durch den ausnahmsweise mal konstanten Wind aus gleichbleibender Richtung flog der Tag nur so dahin. Die von achtern schiebende Atlantikdünung lässt das Boot immer wieder an den 10 Knoten kratzen, weshalb die Zeit am Steuer durchgehend hart umkämpft ist. Zum Mittag gab es selbstgemachte Knödel zu Brokkolisuppe und am Nachmittag zauberte Profibäckerin Jule Rosinen und Schokobrötchen aus dem Ofen. Auch die Tierwelt ließ sich zum Abschluss noch einmal von ihrer besten Seite Blicken: Nach der ersten Taubensichtung am Mittag folgte am Nachmittag der mittlerweile obligatorische Wal Ruf von Deck. Am Abend versüßte dann noch eine Schule Delfine inklusive diverser Sprungeinlagen den Abschlus s eines angenehm ereignislosen Tages. Bei unveränderter Besegelung und 12-15 Knoten scheinbaren Wind aus 50-60 Grad, fliegt der Peter unter Vollmond und wolkenlosen Himmel in eine malerische letzte Nacht hinein. Die wellenlose See und der ununterbrochen vorranpreschende Peter lassen auch die Gedanken sausen. So macht sich einerseits Vorfreude auf die Azoren breit, andererseits auch Wehmut, denn für einen Teil der Crew bedeutet die Ankunft in Horta auch das Ende der Reise und erste Flüge müssen direkt nach den Anlegen gekriegt werden. Zeit für einen gebührenden Abschluss bleibt da wohl eher nicht. Doch immerhin lassen sich danke der konstanten Windverhältnissen, auch in den Wachen erste Fazits ziehen. Doch für Atlanik-Erstlinge wie mich fällt eine Zusammenfassungen der Überfahrt erstaunlich schwer. Doch zum Glück haben wir auch Segler aus älteren Generationen dabei, die bereits diverse Ozenüberquerungen hinter sich haben. Die scheinen sich insgesamt recht einig zu sein. „Abwechslungsreich“ heißt es da zunächst. Jo stimmt, bis auf Sturmfock und Leichtwindspi wurde jedes Segel gut gelüftet. „Flott“ heißt es weiter. Auch hier würde ich zustimmen, lag die Durchschnittsgeschwindigkeit gefühlt bei 8 Knoten. (Wie hoch sie wirklich war, muss noch ausgerechnet werden). Schließlich wird noch „nasser als beim letzten Mal“ angemerkt. Auch das scheint einleuchtend, waren die Bodenbretter unter Deck teils tagelang durchgenässt.
Vielleicht ist es aber auch noch etwas zu früh für ein abschließendes Fazit, schließlich fehlen die letzten 100sm noch. Wir melden uns dann von den Azoren, wo wir Morgen gegen frühen Nachmittag voraussichtlich festmachen werden.
Alfred
Bordzeit: 22:39 Meilen bis Horta: 100 Gesichtete Portugisische Galeren seit Etappenbeginn: 15.000-3.000.000 Gefangene Fische: 0 (Bewölkung passt nicht, kann man nichts machen)
Schönstes Segelwetter
Land in Sicht!

Ganz entspannte Frühwache

Das Dreiwachsystem bringt ja durchaus Vorteile. Zum Beispiel, dass man in der Regel mehr Schlaf bekommt. Ausserhalb der Wache. Die geschlafene Zeit in der Wache nimmt jedoch deutlich ab, wenn in einer vierstündigen Wache die anfallenden Aufgaben auf 3 und nicht 5 Personen verteilt werden. Zusätzlich brauchen Manöver mit weniger Händen mehr Zeit. Die 4 bis 8 Uhr Wache heute Morgen fing eigentlich vielversprechend an, raumschots bei mäßigem Wind, 6kn fahrt. Man musste zwar beim Steuern gut aufpassen, aber dazu sind wir ja 3 Personen und können uns abwechseln. Im Verlauf der ersten Stunde drehte der Wind immer weiter und wir bogen langsam ab nach Nordafrika. Es wurde also ein Manöver notwendig, um auf dem anderen Bug dann auch wieder in Richtung Azoren fahren zu können. Wir haben uns für eine Q-Wende entschieden, weil wir das Manöver mit 3 Personen besser abarbeiten konnten. Immerhin hatten wir zu dem Zeitpunkt Klüver 1 + Fock oben und einen Bullenstander gesetzt. Aus der Erfahrung der ersten Etappe mit Patenthalsen sind wir zur Sicherheit beim Abbauen des Bullenstanders auf einen Halbwindkurs gegangen. Der Peter fand’s cool und hat sich von seiner sportlichen Seite gezeigt. Auf einmal sind wir konstant 10,5 – 11 kn gelaufen, über, unter und durch die Welle. Macht dann besonders viel Spaß auf dem Vorschiff die Bullentalje abzubauen. Und geht dann auch besonders schnell. Also zumindest das von jeder zweiten Welle wieder fast bis zum Mast nach hinten gespült werden. Das sich danach wieder nach vorne kämpfen und weiterarbeiten eher weniger. Nach ca. einer Stunde sind wir dann endlich durch die Wende gekommen, nur um festzustellen, dass der Wind so weit gedreht hat, dass der neue Kurs jetzt Halbwind ist. Zusätzlich hatte der Wind aufgefrischt, wir sind also ins zweite Reff gegangen. Auch das geht mit 3 Personen, dauert aber. Und war auch nicht ausreichend, der Klüver musste auch noch geborgen werden. Dafür haben wir uns dann die Unterstüzung von Schiffer, Smut und sonstiger greifbarer Crew geholt, zu zweit auf dem Vorschiff wird das sonst fast unmöglich. Die Unterstüzung wollte danach verständlicherweise wieder in die Koje, sodass wir dann mit Segel legen und Deck klarieren auch noch ausreichend Programm hatten, um Langeweile für die verbleibende Zeit der Wache zu vermeiden. Wir hatten durchaus schon entspanntere Wachen, aber immerhin hatten wir uns das anschließende Frühstück mehr als verdient.
Position: 36° 51,2′ N 042° 09,0′ W
Etmal: 178 Seemeilen
Non-stop Rudergehrekord: 3 Stunden, Ottfried
Wassertiefe auf dem Vorschiff: gelegentlich knietief
Ausgelöste Westen seit Beginn der Etappe: 8
In Erdnussbutter getunkte Schwimmwestengurte: 1
Neu strukturierte Küchenschapps: alle
Enno und Jan-Eike

Feuchtfröhliches Rumgekekse

Mittlerweile sind die Nächte recht kalt, so saßen wir dick eingepackt im Wind und philosophierten über eine Grönlandreise. Wir stellten fest, da ist es mindestens genau so kalt wie hier. Heute hat es wieder den ganzen Tag lang geregnet. Normalerweise würde man ja denken irgendwann hört es ja auf, aber immer dann wurde es tendenziell noch stärker. Hinzu kamen Winde, die sich über den Tag zu über 30 Knoten entwickelten. So segelten wir bald mit Fock, gerefftem Groß und Tauchermasken. War mega witzig die rauszuholen und ein wenig mit duckface in den Regen zu schauen, effektiv kann man mit den Dingern aber nicht vernünftig atmen. Das hat uns aber nicht vom snacken abgehalten, so wurden trotz Regen selbstverständlich die Salzkekse mit Käsesalsa rausgeholt. Teil der Wache konnte hinter der Sprayhood snacken und war somit relativ sicher. Als Malou mir dann ein Stapel Kekse reichen wollte wurden diese von der Gischt erwischt, ohne mit den Wimpern zu zucken dipt sie diese trotzdem in die Salsa und reicht sie mir durch den Regen an. Das Süßwasser würde das überschüssige Salz schon abwaschen… Naja jetzt weiß ich zumindest warum Enten nasses Brot bevorzugen, krümelt nicht mehr so. Das der Wind unser Rigg stark beansprucht mussten wir heute Nachmittag leider auf die harte Tour erfahren. Nach und nach brachen uns Mastrutscher vom Groß ab (vordere Verbindungsstücke zwischen Großsegel und Mast). Kurz darauf setzten wir das Trysegel, bargen das Groß, schnürten neues Dynema an die Mastruscher und machten dann alles wieder rückgängig. Was etwas wie im Handumdrehen klingt, brauchte leider so 3 Stunden. Wir hatten schließlich immernoch ordentlich Wind, See und Welle. Abschließend lief das Manöver aber gut und wir segeln nun wieder in die Nacht hinein. Insgesamt war es ein recht anstrengender Tag, aber wir hatten Glück das Jule heute mal wieder smutete. Gänzlich unbeeindruckt von Wind und See überraschte sie uns nämlich nach dem Manöver mit einem Marmorkuchen.
Frida
Position: 36°43’60 N, 044°26,35 W
Nasse Kekspackungen: 2
Nasse Socken (einzeln gezählt): 53
Dubios aussehende Fledermausähnliche Vögel: 2

Moby-Dick auf Backbord!

Nachdem alle geduscht haben, die duschen wollten wurde die Pütz wieder verstaut und die allgemein gute Luft genossen. Zum Abend hin gönnte uns der Wind leider keinen Raumwind mehr und so wurde der Spi wieder geborgen und Klüver + Fock gesetzt. Dies tat der ausgelassenen Stimmung nichts ab und es wurde weiter Schach gespielt und entspannt. Insgesamt bin ich mir aber auch ehrlich gesagt nicht mehr ganz sicher was gestern Nachmittag passiert ist, sicher ist, dass wir gesegelt sind und dass es Abends Nudeln mit Spinat gab. Über alles hinaus müsste ich mutmaßen. Die Nacht wurde allerdings ungemütlich, wir merken das wir immer mehr Richtung Norden fahren und der Golfstrom divergiert. Es gab Heimweh weckenden Nieselregen mit kurzen Schauern und einer frischen Briese die einem ein modernen Mittelscheitel zog. So freute sich ein jede*r auf die Koje und als morgens das 3-Wachsystem verkündet wurde, war ein Raunen der Begeisterung durchs Schiff gezogen. Dass man dadurch recht häufig in der Freiwache mit anpacken muss, ist ein auszuhaltenes Übel. Was allerdings recht häufig in Anspruch genommen wurde. So haben wir uns im Laufe des Tages fast jedes Vorsegel mal angeschaut und wieder gelegt, hier und da mal eine Runde Schach gespielt und Bene schwört immernoch darauf das der Wind das gesamte Feld abgeräumt hat, na chdem ich seine Dame geschlagen hab… Das größte Highlight war allerdings, dass wir ein weiß/ grauen Wal gesichtet haben. Nicht viel größer als ein junger Pottwal und mit seiner runden Stirn und kleinen Rückenflosse nicht ganz zu uns bekannten Walen zuzuordnen. Vielleicht ja ein junger Moby-Dick, aber wer weiß. Ein kleines Highlight war zudem das wir auf den Steuerbord Bug gewechselt haben. Zur Abwechslung in der Kojenwand, anstatt dem Leebrett zu schlafen ist schon Luxus. Auch, dass das Spülwasser in der Pantry jetzt wieder von alleine abläuft ist ungewohnt praktisch. Der einzige Nachteil ist bloß, dass zum Sweetieschapp hin nun Berg gestiegen werden muss und das Klowasser gegen die rechte Arschbacke schwappt.
Heut Abend beglückte uns Alfred noch mit einem Kartoffelsalat und Burgerpatties; Brot und Salat hatten wir leider nicht. Das hat dem ganzen aber nichts abgetan und es wurde feinst geschmaust. Zuletzt haben wir noch den Sonnenuntergang geschaut und die G1 wurde für die Nacht gesetzt.
Frida
Position: 35°46,09’N , 049°55,57’W
Weiße Wale: 1
Gesichtete Schiffe: 2
Flöten Übungsstunden:  1  (und somit eine zu viel)
Übrige Äpfel: 2
Übrige Bananen: 5

Spi statt Spei

Der übrige Tag gestern verlief relativ ereignislos, nur das leckere Curry von Malou stellte ein Highlight dar. Bei wechselndem Wetter aber gutem Wind ließen wir die Meilen hinter uns und bald war auch schon die erste Nachtwache vorüber. Das Hauptereignis: uns kam tatsächlich ein Frachter entgegen und das in nur wenigen Meilen Entfernung. Es war das erste Schiff, das wir seit dem Ablegen gesehen haben. Als wir gegen 4 Uhr wieder an Deck kamen hatte sich wenig geändert. Das Wetterleuchten in Lee war nach wie vor da und ab und zu gab es vereinzeltes Meeresleuchten zu sehen. Im Laufe der Wache ließ sich sogar der ein oder andere Stern hinter den Wolken blicken. Um uns wach zu halten haben wir uns über Meerestiere unterhalten, die wir gerne einmal sehen würden. Wir einigten uns auf Haie und Delfine wären auch mal wieder ganz schön. Kaum zu Ende gedacht, kam auch schon der Ruf: Delfine! Und wirklich, tauchten erst an Backbord und dann auch an Steuerbord einige Delfine auf . Sie spielten einige Minuten in unserer Bugwelle, dann tauchten sie alle gleichzeitig ab und waren wieder verschwunden. Vielleicht hilft wünschen manchmal doch. Dieser Eindruck verstärkte sich vorhin, als wir zur Nachmittagswache wieder an Deck kamen. Querab an Backbord wurde etwas im Wasser gesichtet und schnell war klar, dass es ein einzelner Hai war, der hier mitten im Ozean herumschwimmt. Gut zu erkennen an der, neben der Rückenflosse,  sichtbaren Schwanzflosse. Gegen Morgen flaute der Wind etwas und drehte immer achterlicher, so dass wir zum Wachwechsel den Nivea-Spi setzen konnten. Das trieb uns mit zwei zusätzlichen Knoten vorwärts und wir konnten weiter unsere guten Durchschnittsgeschwindigkeiten segeln. Leider währte das Vergnügen nur ungefär 4 Stunden, dann wurde durch eine Kursänderung der Winkel zu spitz. Trotzdem eine gute Nachricht: die Seekrankheit ist verflogen und seit über 24 Stunden ist die gesamte Crew speifrei. Außerdem sind wir jetzt wieder so weit östlich, dass wir zum ersten Mal seit Bermuda die Uhr um eine Stunde vorgestellt haben. Hanna
Bordzeit: 16:45 Uhr
Aktuelle Position: 34°25,3’N  057°15,6’W
Etmal (zurückgelegte Strecke in den letzten 24h): 183nm
Gesichtete Tiere: ca. 10 Delfine, 1 Hai, vereinzelte Vögel, zu viele Portugiesische Galeeren, tote fliegende Fische
Seekranke Crewmitglieder: 0

Endlich raus aus dem Bermudadreieck!

Nachdem der neue Ruderquadrant auch am Montag nicht ankam, fragten wir uns langsam, ob wir Bermuda jemals wieder verlassen würden. Selbst das Wetter passte zu unserer Stimmung, denn während es am Montag den ein oder anderen Schauer gab, stellt man für den Dienstag besser die Frage, wann es mal nicht geregnet hat. Die Antwort ist: selten. Ungeduldig wartete jeder darauf, dass das Paket endlich ankommt und wir hoffentlich noch am selben Tag loskönnen. Die erste Enttäuschung stellte sich gegen 12 Uhr ein, da danach eigentlich nicht mehr geliefert wird. Langsam wird unsere Zeit wirklich knapp, denn einige müssen ihren Flieger auf den Azoren erwischen und wieder arbeiten. Aber ausnahmsweise hatten wir einmal Glück und gegen 14:30 rollte das Fedexauto auf den Hof. Jetzt war die Freude groß und die Reparaturcrew machte sich direkt an die Arbeit. Das ganze war eine recht feuchte Angelegenheit, da unsere Regenplane den Geist aufgegeben hat und der Regen gar nicht daran dachte, aufzuhören. Eher im Gegenteil. Nach einigen weiteren Arbeitsstunden war es aber geschafft und unser Steuer funktioniert wieder. Danke Frida, Enno und Bene! Am Dienstag war es wegen geschlossener Zollstelle und einer durchziehenden Front bereits zu spät zum Ablegen, aber am Mittwoch sollte es möglichst früh losgehen. Also schnell gefrühstückt, alle Stromkabel eingesammelt und abgelegt. Nochmal schnell angelegt, um Diesel und Wasser zu bunkern und dann ging es endlich los. Tschüss Bermuda, Horta wir kommen! Ich habe die Überfahrt direkt als Smutin begonnen und habe vom Segeln deswegen nicht allzuviel mitbekommen. Am Anfang direkt ein ziemlicher Schreck: der Wind war weg. Glücklicherweise brachte schon der nächste Schauer den angesagten Wind wieder mit und seither sind wir in einem guten Tempo unterwegs. Trotz ziemlich andauerndem Regen und ständigem Ein- und Ausreffen wegen der unbeständigen Winde, war das Interesse an meinem Essen nicht gerade groß. Das liegt aber wohl vor allem daran, dass die Seekrankheit einige neue und auch alte Crewmitglieder erwischte, auch einige, die bisher davon verschont geblieben sind. Irge ndwann im Laufe des Nachmittags landete ein Tölpel im Mittelcockpit, der das wohl für einen guten Pausenplatz hielt. Er flog den ganzen Abend nicht weg und wir machten uns langsam Sorgen, dass wir ihn bald beerdigen müssen. Auch an einem fliegenden Fisch, der nachts den Weg an Deck fand, zeigte er keinerlei Interesse. Als Bene und ich heute morgen gerade dabei waren, die Fock- und Klüverschoten einzustellen, wachte er aber auf und sah sehr viel munterer aus als gestern Abend. Er flog auch prompt weg und nach ein paar Runden um den Peter war er dann endgültig verschwunden. Jetzt sind wir also wieder allein hier draußen und vor kurzem konnte man sogar sein Ölzeug gegen Sonnencreme tauschen. Auch die Seekrankheit hat die Meisten immer weniger im Griff und so kommen wir bei bestem Wetter gut voran. Hanna
Aktuelle Position: 32°42,1’N  060°46,9’W
Zurückgelegte Meilen seit Bermuda (in den letzten 27 Stunden): 215 nm
Uns besuchende Tölpel: 1
Vollgeschissene Cockpits: 1
Zahl der seekranken Crewmitglieder: abnehmend

Land in Sicht!

Nach der Flautennacht Sonntag auf Montag erholte sich der Wind ein Glück schnell, nur drehte er uns natürlich prompt auf die Nase… Also machten wir Montag noch einen Schlag in Richtung Osten, bevor wir in der Nacht wendeten und endlich wieder auf Kurs waren. Durch den Winddreher gab es ordentliche Kreuzseen, so dass es unter Deck eher ungemütlich war. An Deck leider auch, hier lag es aber eher an den kühlen Temperaturen und gelegentlichen Schauern. Dienstagmittag klarte der Himmel etwas auf und auch die Crew erwachte mit den ersten Sonnenstrahlen wieder zum Leben. Am Mittag trafen sich alle an Deck und unsere Küchenfee Jule servierte uns Quesadillas. Kurz nach dem Essen zauberte sie noch einen Geburtstagskuchen für Flo aus dem Ofen, den wir ihm, mal wieder Dank des Windes mit erloschenen Kerzen aber dafür lautem Gesang überreichten. Nachdem das Geschenk ausgepackt war, wurde der Kuchen direkt angeschnitten, bevor die Freiwachen wieder unter Deck verschwanden und nac h Ruhe suchten. Der restliche Tag gestaltete sich sehr entspannt, da der Wind zu unseren Gunsten drehte und wir nun mit einem Halbwindkurs auf die Südspitze Bermudas zusteuern konnten. Die letzte Nacht auf See wurden wir nochmal mit sternenklarem Himmel verwöhnt. So gingen die vier Stunden der Nachtwache erstaunlich schnell um, da man die Zeit hervorragend  mit Sternschnuppen und Satelliten gucken verbringen konnte. Heute früh wurden wir mit dem herrlichen Geruch von Pancakes und Kaffee geweckt, die wir in der Morgensonne unter Begleitung des Herr der Ringe Soundtracks genossen. Inzwischen haben wir Land gesichtet und sind es keine 30 nm mehr bis zum Zielhafen. Wir freuen uns schon auf die Dusche! Zeitgleich herrscht aber auch ein leicht komisches Gefühl, denn das bedeutet auch, dass Etappe 16 der Reise zu Ende geht und damit das Ende der Reise immer näher rückt… Für mich und einige Andere heißt es am Samstag das Schiff zu verlassen, während sich die restliche Crew auf den Atlantik vorbereitet. Für mich persönlich werden, nach fast 9 Monaten an Bord, die nächsten 30 nm tatsächlich die letzten Meilen innerhalb der ¡Peter Libre! Reise auf See sein. Seltsames Gefühl zu wissen, dass man den Peter und seine Chaoten-Crew, die man in den letzten Monaten so sehr lieben gelernet hat, verlässt und wieder nach Deutschland fliegt. Immerhin könnte das Wetter momentan auch ein Sommert ag auf der Ostsee sein, was die Umstellung aufs deutsche Wetter etwas erleichtern wird. Woran man merkt, dass wir uns noch auf der anderen Seite des Atlantiks befinden ist, dass das Wasser noch viel blauer ist als die Ostsee, die Position noch deutlich westlich des Nullmeridians ist (064° W) und dass wir ab und zu Tropikvögel und portugiesische Galere sichten.

Kurzzusammenfassung:
Position: 32°10,1′ N; 064°59,0′ W
Kurs: 076°
Etmal 24h: 146 nm
Zurückgelegte Strecke seit Nassau: 857 nm
Uhrzeit Landsichtung: 9:50 Bordzeit
Gesichtete Portugisische Galeren: zu Viele…
Vernichtete Pancakes: 54

Svenja