Ein Gedicht – Grüße von Bord

Das folgende Gedicht hat uns die Peter-Crew für die Weihnachtskneipe geschickt.

Kaum zu glauben es ist schon Dezember,

das zu fassen fällt wirklich schwer,

wir segeln aufm Atlantik im Passat,

und das bei über 30 Grad.

Spi rauf und wieder runter,

die Crew ist weiterhin munter,

Backbordbug und Steuerbordbug,

Essen und Moral sind immernoch gut.

Die Crew des Peter von Danzig euch herzlich grüßt,

auf dass ihr euch das Gedicht mit Mümmelmann versüßt!

Heute ist der Wurm drin!

Als ich heute früh ins Bett ging, übergaben wir ein laufendes Schiff, wenn auch nicht schnell, aber es lief.

Gegen Mittag wurde ich wach als es hieß, dass wir jetzt den Motor anmachen. Denn wir wurden im Laufe des vormittags von drei motorenden Booten überholt und wir selbst hatten keine Fahrt mehr im Schiff. Für alle die sich jetzt wundern, in unserer Division der ARC ist es erlaubt zu motoren, dies wird dann am Ende mit der Ankunftszeit verrechnet.

Zum Mittagswachwechsel wurde dann ein Badestopp eingelegt, denn es war wirklich kein Wind. Wir freuten uns alle auf eine Abkühlung, leider war das Wasser dafür aber etwas zu warm… Für eine Runde planschen und eine Dusche war es trotzdem sehr gut. Das Gefühl bei 5000 m Tiefe in der langen Atlantikwelle baden zu gehen, ist einfach unbeschreiblich.

Zum Ende des Badens beschwerten sich plötzlich drei Crewmitglieder, dass es an einzelnen Körperstellen brannte, so als ob man von einer Feuerqualle erwischt wurde. Im Wasser sehen konnten wir nichts, aber tatsächlich konnte man ganz dünne, blaue Nesseln um den Arm bzw. am Rücken auf der Haut sehen. Schnell wurde gehandelt und die Nesseln entfernt.

Als sich alle vom Schock erholt hatten und wir wieder segelklar waren, setzen wir den Nivea Spi und versuchten möglichst viel Nutzen aus dem wenigen Wind zu machen.

Wir waren gerade mitten im 9. Leben des Käpt’n Blaubären, als der Spi plötzlich vorfiel, denn der Schäkel vom Achterholer war aufgegangen. Schnell gingen wir das Problem an und konnten es innerhalb weniger Minuten lösen.

Zwei Stunden segelten wir noch fröhlich weiter, bevor der Wind wieder komplett einschlief. Es war sogar so wenig Wind, dass wir den Spi direkt in seinen Sack im Vorschiff bergen konnten.

Danach schmissen wir den Motor an und kontrollierten gleichzeitig auch die Steuerseile, denn das Steuern war in den letzten Tagen etwas anstrengender geworden. Zum Glück konnte Gabor das Problem identifizieren und beheben, bevor es zu einem wirklichen Problem geworden ist.

Während der Inspektion beschwerte sich der Motor plötzlich, dass ihm zu warm sei. Auch hier wurde das Problem schnell gefunden und konnte behoben werden.

Nachdem wir nun alle Wehwechen beseitigt haben, werden wir jetzt noch einige Stunden motoren, denn der Wind ist immernoch nicht mehr geworden…

Kurzzusammenfassung:

Datum und Uhrzeit: 04.12.2022, 20 Uhr

Position: 14°42,5′ N; 053°30,7′ W

Wetter: Südwind, 1-2 Bft, bewölkt

Gesichtete Tiere: Delfine, ein weißer Reiher, der auf unserem Vorschiff seine Mittagspause machte

Gut riechende Personen: 12

Svenja

Noch einmal richtig beißen!

Flaute gehört, meiner Meinung nach, zu den zermürbendsten Situationen, mit denen man auf See so konfrontiert ist.

Die Nacht über war noch alles ganz wunderbar. Eine Halse zum Sonnenuntergang beförderte uns perfekt auf Zielkurs und der Wind nahm endlich zu. Wir wurden mit 15 kn (in Böen sogar bis zu 20 kn!) beschenkt und schon war wieder das vertraute Gluckern am Heck des Peters zu hören. Balsam für die Seele! Es wurde sich wieder ums Steuer gerissen und es machte so viel Spaß, dass selbst die 4-8 Uhr Wache schnell vorüber war.

Doch im Laufe des Tages hieß es schon wieder: Durchhalten! Mit durchschnittlich 7 kn Wind hat man das Gefühl niemals anzukommen. Auch die Taktikabteilung unserer Shore-Crew bestätigte, dass wir noch ein langes Rennen vor uns haben, denn die Wetterprognosen sehen nicht besonders gut aus und wir müssen für das letzte Stück noch einmal unser bestes geben.

Aber die Moral wird weiterhin hoch gehalten! Ein beruhigender Gedanke ist, dass es den anderen Teilnehmern nicht anders geht. Alle dümpeln auf dem Atlantik mit relativ niedriger Geschwindigkeit vor sich hin. Gegen die brennende Sonne wurde ein Sonnensegel gespannt und eine kühlschrank-kalte Limo brachte uns richtig nach vorn. Außerdem ist heute Weihnachtskneipe und wir konnten über das Iridium sogar mit Kiel telefonieren. Die Feierlichkeiten waren dort aufgrund der 3-stündigen Zeitverschiebung schon weiter fortgeschritten und man konnte die ausgelassene Stimmung, die im Bootshaus herrschte, spüren. Natürlich wurde auch hier gebührend gefeiert. Statt Glühwein gab es zwar Rum-Cola, aber sonst wurden Traditionen gewahrt. Der Weihnachtsmann (Heiner) trug uns im passenden Outfit (mit Mütze und rotem Hemd) die Geschichte des Kuddeldaddeldu vor und es wurde zusammen gesungen. Denn Kultur tut Not. Alle haben sich auch über den Stollen, den Annika seit Gran Canaria in ihrem Schrank versteckt gehalten hatte und den es als Überraschung gab, gefreut. Weihnachtsstimmung geht also auch bei 30 Grad.

Kurzzusammenfassung

Position: 14° 12,0′ N 052° 02,9′ W

Wind: wenig

Durchschnittsgeschwindigkeit: langsam

Sonne: brennt

Frieda

Es flappt!

Wie gestern schon angekündigt, ist der Wind momentan eher flau. Auf der Ostsee würde man sich über die 3 Bft wahrscheinlich freuen, hier ist es mit der Atlantikwelle eher ätzend, denn die Segel flappen nur noch.

Um die Phase des wenigen Winds auszuhalten, gibt es verschiedene Optionen. Als Freiwache wird viel geschlafen oder im Salon gesessen und gelesen, was anderes kann man in der Hitze unter Deck auch nicht wirklich tun.

Hat man gerade Wache, ist Prio 1 das Suchen von Schatten. Ist dies  gelungen, lässt es sich auch hier sehr gut lesen. Black Stories wurden auch als gut empfunden zum Zeitvertreib, hier kann vor allem die ganze Crew involviert werden und lässt die Person am Steuer nicht in der Hitze alleine. Wer Glück (oder Pech) hat und Putzdienst hat, kann dies auch sehr ausgiebig tun und damit der Sonne für ein paar Minuten entfliehen. Auch das Schreiben einer analogen Mail (aka Flaschenpost) wurde schon angegangen.

Heiner nutze die Flaute, um dem Smut als Gehilfe zu dienen und zauberte aus Dosenfleisch sehr leckere Frikadellen.

Zum Sundowner hin, haben wir mal wieder eine halbe Stunde Reggea gehört und dazu einen Rotwein genossen.

Kurzzusammenfassung:

Datum und Uhrzeit: 02.12.2022, 20 Uhr

Position: 14°01,8′ N; 049°12,3′ W

Wetter: 2-3 Bft, dauerhaft sonnig bzw. sternenklar bei Nacht

Musikempfehlung des Tages: Red, Red Wine – UB40

Gesichtet: Ein Single Hand Segler und viele große Algenfelder

Highlight des Tages: Halse zum Wachwechsel, um wenigstens in die richtige Richtung zu fahren.

Svenja

Donnerstag, 01.12.2022

Donnerstag, 01.12.2022

Die letzte Woche konnten wir uns wahrlich nicht über mangelnden Wind beklagen, doch heute Nacht war es dann soweit. So langsam kamen wir in ein Gebiet mit flauenden Winden. Bei 3-4 Bft. segelten wir unter Sturmspi mit 5-6 Knoten durch die Nacht. Das mag sich für den ein oder anderen Ostseesegler gar nicht mal so schlecht anhören. Doch wenn bei diesen Bedingungen noch Atlantikschwell steht, flappen die Segel und das Wache gehen macht wenig Spaß. Leider fühlen sich bei solchen Bedingungen Minuten wie Stunden an. Das führt dann dazu, dass mancher an nichts anderes als seine Koje denkt, andere sich Gedichte ausdenken. Wer das Ergebnis hören will, sollte zur Kneipe kommen oder muss sich noch ein paar Tage bis zur Veröffentlichung gedulden;)

Etwas besser wird die Stimmung, wenn aus der Pantry der Duft von Bacon und Spiegelei an Deck ziehen. Bleibt aber noch das Problem mit der Zeit. Vergeht die Zeit so langsam, wie eben beschrieben, steigert sich der Hunger ins Unermessliche. Gut wenn man den Smut überreden kann, dass erst eine Qualitätskontrolle des frisch gebackenen Brotes erfolgen muss.

Da das Geflappe der Segel nicht weniger wurde, schmiedete die abziehende Wache dann einen Plan: ein neues Vorsegel soll her! Da wir uns langsam an dem ewigen Blau und Weiß satt gesehen haben, schlugen wir die Black Pearl vor. Blaues Meer- weißw Schraumkronen. Blauer Himmel- weiße Wolken. Blauer Nivea Spi- Blau/Weißer Sturmspi. Und sogar Käptn Blaubär ist Blau. Da erschien uns schwarz als eine ideale Abwechslung. So bereiteten wir alles für einen Spi-in-Spi-Wechsel vor und diskutierten gerade die richtige Anordnung der Fallen am Masttop. Da kam von hinten der Hinweis auf eine bedrohlich aussehende Wolkenfront, die schnell näher kam. Also wurde der Plan kurzerhand umgeschmissen und der Spi ruckzuck geborgen- zum Glück haben wir da ja schon viel Erfahrung. Dann kam die Wolke und mit ihr auch Wind und Regen. Was in Norddeutschland im Dezember vielleicht unschön ist, erfreute sich bei uns großer Beliebtheit, denn war es ein angenehme Abkühlung.

Was danach passierte weiß ich nur aus dem Logbuch und Erzählungen. Ich hatte nämlich Freiwache und geschlafen wie ein Stein. Wach wurde ich als über die Spi-Winsch anfing zu knarzen. Eine ähnlich Wolke wie am Morgen näherte sich und der Spi musste fix weichen. Als auch dieser Schauer überstanden war, durfte der Spi seine Arbeit wieder aufnehmen. So weckten wir scheinbar das Interesse einer kleinen Vogelgruppe, die uns einige Minuten lang umkreiste und neugierig anschauten. Um welche Art es sich handelt, konnten wir aber leider trotz Bestimmungsbuch nicht herausfinden.

Kurzzusammenfassung

Datum und Uhrzeit: Do, 01.12.2022; 17:10 BZ

Position: 15°24,9N; 047°13,7W

Wetter: Wolkig bis heiter mit kurzen Schauern, aber immernoch sehr warm.

Gemessene Temperatur im Salon: 30° Gesichtetete Vogelarten: mind. 3, aber fragt nicht welche;)

Sonstige Besonderheiten: Jette hat einen Adventskalender aus ihrer Koje gezaubert und es gab Lebkuchen

Annika

Atlantiküberquerung – Tag 11

Gestern Mittag war es mal wieder soweit, die Uhr wurde eine Stunde zurückgestellt. Die gewonnene Zeit nutzen wir, um eine Duschsession im Mittelcockpit zu zelebrieren. Nachdem wir einen freien Nachmittag hatten, wo man aufgrund der Hitze leider kaum schlafen konnte, hieß es für uns, dass wir diese Nacht zweimal ausrücken mussten. Beide Nachtwachen gingen erstaunlich schnell um, da wir ordentlich Wind hatten und mit ausgebaumter Genua bis zu 13,9 Knoten durch die Wellen surfen konnten.

Wenn man da heute Nachmittag drüber nachdenkt, kommt einem das ziemlich lange her vor, denn gerade kämpfen wir damit, dass der Spi bei der Welle und vergleichsweise wenig Wind (3 Bft) steht. Es ist nicht so, als wären wir nicht vorgewarnt worden, dass da ein Feld mit wenig Wind vor uns liegt, aber so richtig viel dagegen tun kann man da ja leider nicht. Der Versuch das Gebiet zu umfahren, indem wir nochmal einen Schlag nach Süden machen, hat leider nur bedingt funktioniert.

Aber eine motivierte Crew lässt sich davon nicht unterkriegen. Wurde nach dem Frühstück noch der Sturmspi gesetzt, darf seit nach dem Mittagessen der Nivea Spi endlich mal wieder etwas Sonne tanken. Das Gute an solch einer Aktion, man ist beschäftigt und die Zeit geht schneller um. Wenn man danach auch noch mit frisch gemachter Limonade, Kaffee und Cookies belohnt wird, lässt sich das Ganze schon aushalten. Und wenn man mal so drüber nachdenkt, sind die 7 Knoten die wir fahren auch nicht wenig aber verglichen zu allem was wir die letzten 11 Tage auf dem Tacho hatten, fühlt es sich so an als würden wir parken. 😉 Jetzt gibt es auf jeden Fall einen Sundowner, bei dem wir anstoßen wollen, dass wir keine 1000 nm mehr bis zum Ziel haben.

Kurzzusammenfassung:

Datum und Uhrzeit: 30.11.2022, 18 Uhr Bordzeit

Position: 16°13,1′ N; 044°55,1′ W

Wetter: Ostwind, 3-4 Bft, nahe der Schmelztemperatur 😉

Etmal: 205 nm

Rasierte Bärte: 2

Leicht erkrankte Crewmitglieder: 2. Keine Sorge Mama, ich bins nicht, Dein Kind. #alle

Stimmung: A busy crew, is a happy crew!

Svenja

Ein Tag aus der Sicht des Smuts

Neun Tage, nachdem wir unsere Überfahrt nach St. Lucia begonnen haben, düsen wir wieder mal mit bis zu 13,5 Knoten unter Sturmspi durch die Wellen. Das Wasser ist blau, ab und zu besucht uns ein Tropikvogel und die Stimmung ist bestens. Damit es nicht allzu langweilig wird, wenn wir immer nur aus dem Alltag im Wachsystem berichten, soll es im heutigen Beitrag mal um einen Tag aus der Perspektive des Smuts gehen. Wie man aus den letzten Beiträgen vielleicht herauslesen konnte, spielt das Essen an Bord eine entscheidende Rolle. Ist das Essen gut, ist auch die Stimmung gut. Als Smut trägt man also eine gewisse Verantwortung, die nicht zu unterschätzen ist.

Zunächst eine kurze Erläuterung für diejenigen, die mit dem Wort bisher nichts anfangen können: Der Smut ist der Koch an Bord und wechselt bei uns täglich. Das hat den Vorteil, dass man nach dem Smuten in die andere Wache wechselt und so die Chance hat, mit möglichst vielen verschiedenen Mitsegelnden mal in einer Wache zu segeln. Aber von Anfang an. Morgens wird man zum Frühstück geweckt. Das ist allgemein eine sehr schöne Sache an Bord: Man wird zwar nach wenig Schlaf geweckt und zu Zeiten, zu denen man eigentlich freiwillig nicht unbedingt aufstehen würde, aber dafür passiert das oft deswegen, weil die nächste Mahlzeit ansteht. Wenn alle mit dem Frühstücken fertig sind, beginnt die Arbeitszeit des neuen Smuts damit, dass er die Tische abräumt und Wasser aufsetzt, damit die Vormittagswache heißes Wasser für den Abwasch hat.

Dann geht es los mit dem Freizeitstress, denn bis es an die Vorbereitung des Mittagessens geht, hat man keine Aufgabe. Der Smut ist nämlich wachfrei, damit er sich mit voller Energie um die Zubereitung der Mahlzeiten kümmern kann. Soll man jetzt also schlafen, lesen, Tagebuch schreiben, sich zur Wache an Deck setzen, Musik hören, oder vielleicht von allem ein bisschen? Auf jeden Fall kann man seine Freizeit frei gestalten, bis man sich die ersten Gedanken über das Mittagessen machen muss. Das soll natürlich pünktlich um 13:30 Uhr serviert werden. Immerhin muss man sich keine großen Gedanken machen, was man kochen will, denn der Speiseplan steht schon fest und beinhaltet Gerichte wie Kartoffeln mit Kräuterquark, Pasta al Limone oder Linsendal. Zu Hause würde man vielleicht frühestens eine Stunde vorher mit den Essensvorbereitungen beginnen, aber hier auf See lohnt es sich, schon 2-3 Stunden vorher anzufangen. Zutaten für eine Mahlezit zu schnippeln, von der 12 Leute satt werden sollen, dauert nämlich so seine Zeit. Und dann kommt natürlich noch das Suchen der Zutaten auf einen zu. Wo könnten sich wohl die Kichererbsen verstecken? In welcher Bilge oder hinter welchem Schapp findet man Öl, wenn die angebrochene Flasche fast leer ist? Und wo im Kühlschrank wurde zuletzt ein Stück Parmesan gesichtet? Sind alle Zutaten zusammengesammelt, kann das Kochen beginnen. Dabei besteht die größte Herausforderung darin, sich aufrecht zu halten und nicht am Topf zu verbrennen, wenn sich der Peter in der Welle mal in die eine, mal in die andere Richtung neigt. Zeitgleich muss man auch noch aufpassen, dass man beim Öffnen jeglicher Schapps nicht von Konserven oder Tupperdosen erschlagen wird oder Gewürze ihren Weg ins Essen finden, die da eigentlich gar nicht hineingehören. Und dann natürlich die große Frage: Wird das Nudelwasser, das man extra eine Stunde vorher aufgesetzt hat, rechtzeitig kochen?

Ist einem all das gelungen und das Essen einigermaßen pünktlich fertig geworden, wird man mit der Dankbarkeit der Crew belohnt und kann der aufziehenden Wache das Schlachtfeld in der Pantry überlassen, denn wer gekocht hat, muss natürlich nicht spülen. Vielleicht steht danach noch eine Bananen-Vernichtungsaktion an, also die Produktion eines Bananenbrots oder einer Bananenmilch. Ansonsten stellen sich am Nachmittag die gleichen Fragen zur Freizeitgestaltung wie schon am Vormittag. Zwischendurch freut sich die Nachmittagswache, wenn der Smut gegen 16 Uhr einen Nachmittagskaffe oder Tee bereit hält, und dann geht es gedanklich schon wieder an die Vorbereitung des Abendessens. Die Vorbereitungen dessen sind aber nicht ganz so aufwändig wie die des Mittagessens, sodass der Smut auch Zeit hat, gegen 18 Uhr zum Sundowner mit den anderen an Deck zu sitzen. Nach dem Abendbrot muss dann nur noch schnell der Tisch abgeräumt werden und dann beginnt das Highlight des Smutens: Eine ganze Nacht ohne Nachtwache! Der Smut kann nämlich die ganze Nacht durchschlafen (vorausgesetzt, es soll nachts kein Spi geborgen werden oder ähnliches, dann wird man als Smut nämlich als erstes geweckt).

Am nächsten Morgen lässt man sich dann gegen 6 Uhr wecken, um das Frühstück vorzubereiten. Wenn man die Nachtwachen ordentlich instruiert hat, kann man direkt nach dem Aufstehen ein frisch gebackenes Brot aus dem Ofen ziehen. Den Rest der Zeit bis 7:30 Uhr verbingt man dann damit, im Kühlschrank nach Marmelade zu tauchen, Obstsalat zu schnippeln und der Wache vielleicht schon mal einen Kaffee nach draußen zu bringen, um die Wartezeit auf das Frühstück zu versüßen.

Und dann, wenn alle gefrühstückt haben, ist die Zeit als Smut auch schon um und man schließt sich der Vormittagswache an. So ein Tag als Smut ist zwischendurch mal ganz schön, aber wenn man dann wieder draußen mit anpacken kann, ist das auch wieder nett.

Sehr kurze Kurzzusammenfassung:

Datum und Uhrzeit: 29.11.2022, 19:40 Uhr

Position: 16°10,4’ N, 041°59.6‘ W

Stimmung an Bord: entspannt und gut

Jette

Today is the day – Bergfest

Man könnte ja denken, dass nach über einer Woche auf See, mit den gleichen 12 Leuten, einem die Gesprächsthemen ausgehen. Doch kann ich berichten, dass das Gegenteil der Fall ist. Dabei sind die Themen weit gestreut. Von Fragen über die Definition von Liebe, die Ankunftsbeschäftigung, Bestechlichkeit, Vogelarten und Schiffstypen, ist alles dabei. Doch ein Thema, welches bereits seit Tagen in unseren Köpfen spukt, ist die Frage nach dem Bergfest. Auf den vergangenen Etappen feierten wir (mal mehr, mal weniger erfolgreich) die Hälfte der Etappe. Auf dem Atlantik erschien uns das jedoch unpasssend, wir wollten lieber die Hälfte der Überquerung feiern. Nun stellte sich aber die Frage, wann dieser Punkt überschritten ist. Akademisch, wie wir veranlagt sind, kamen verschiedene Thesen auf. Man könnte natürlich die Hälfte der von der ARC ausgeschriebenen Strecke nehmen, diese Option fiel aber schnell raus. Es wurde angemerkt, dass durch den von uns zurückgelegten
„Pissbogen“ ( der Schlenker nach Süden, um den Passat zu erreichen) wir ja deutlich mehr Strecke fahren. Alternativ stand auch die Option im Raum die Überquerung des mittleren Längengrades zu feiern. Eine weitere Idee war den Zeitpunkt zu feiern, wenn die bereits gefahrene und die noch zu fahrende Strecke identisch sind. Oder wir vertrauen auf Heiners alte Seekarte, auf der ein Ort mit der Bezeichnung „Bergfest“ eingetragen war, wie dieser entstanden ist, ist allerdings unklar. Gestern verschwand Heiner dann für längere Zeit in der Navi und legte das Bergfest für den heutigen Montag fest. Nach welchem Maßstab dieses festgelegt wurde, verschweigt er aber nach wie vor.
Doch um überhaupt am Ziel ankommen zu können, mussten wir noch einmal halsen. Rätselten wir gestern noch wo wir mit dem aktuellen Kurs ankämen, vermutlich Brasilien, allerdings hatten wir nicht die passende Karte, um das zu bestätigen. Jetzt aber düsen wir wieder mit bis zu 13 Knoten in Richtung St. Lucia.
Um 18 Uhr war es dann soweit,  der Schiffer lud zum Bergfest inklusive Sundowner. Zur Einstimmung auf die Karibik drang Reggae-Musik aus Boris. Jedoch war die Auswahl aufgrund mangelnden Internets sehr klein, drum griffen wir zur Gitarre und machten unsere eigene Musik. Danach wurden noch Hot-Dogs gereicht. Für mich ging es dann in die Koje und schon war der nächste ereignisreiche Tag zu Ende.


Kurzzusammenfassung
Datum und Uhrzeit: 29.11.2022; 02:00 (später als gewohnt…der Schreiber des Textes musste noch feiern)
Position: 15° 47,9’N; 039° 24,1’W
Wetter: Schweißtreibend, fühlt sich nicht an wie November 😉
Liedempfehlung: Three little Birds -Bob Marley
Top-Speed: 13,4 Knoten
Vernichtete Rumflaschen: 1, also ist morgige Aufgabe eine Flaschenpost zu schreiben
Gesichtete Sternschnuppen: mindestens 13
Annika

Atltaniküberquerung Tag 8

Wie versprochen beginnen wir mit dem gestrigen Abendessen. Annika zauberte uns Arepas, mit schwarzen Bohnen und frisch zubereiteter Guacamole. Ich habe Arepas erst auf der Reise kennengelernt und kann euch sagen, schmeckt hervorragend!
Nach dem leckeren Essen ging es für uns an Deck und für die andere Wache in die Koje. Die Nacht begann damit, dass Heiner aus seinem Tagebucheintrag von diesem Tag von der Überquerung von vor 20 Jahren erzählte, dies endete darin, dass viele alte Geschichten ausgepackt wurden über die Columbusreise bis hin zur ARC vor 10 Jahren. Bei so viele spannenden Geschichten, gehen die 4h erstaunlich schnell um. Happy und müde begaben wir uns in unsere Koje.
Als wir um 4 Uhr wieder an Deck kamen, hatte der Wind deutlich östlich gedreht, so dass wir mit beiden Wachen zusammen eine Halse fuhren, bevor die letzten Stunden Nacht an uns übergeben wurden. Als es langsam hell wurde, bereiteten wir alles vor, um pünktlich zum Sunset einen Spiset machen zu können (siehe https://www.asv-kiel.de/wp/2022/11/was-kann-der-hecht-dafuer-dass-die-welt-so-gross-ist/). Die Sonne war schon erstaunlich warm, obwohl sie kaum hinter den Wolken hervorragte.
Mit dem Spi oben wurden wir nach dem Frühstück in den Schlaf geschaukelt und waren froh, dass wir erst gegen Mittag wieder raus mussten, denn da ist die Sonne schon hinter den Segeln und es lässt sich an Deck gut aushalten.
Obwohl wir jetzt schon eine Woche auf See sind, wird sich immernoch ums Steuer gerissen. Wer erst noch seine Sehkraft aktivieren muss vor der Wache, hat da meist einen kleinen Nachteil. Aber am Ende des Tages kommt ein Glück jeder dazu ein Wenig am Rad zu drehen.
Die Nachmittagswache fing heute mit einem Flautenloch an. Circa 20 Minuten lang flappten die Segel und wir fuhren keine 4 Knoten über Grund. Ein Glück änderte sich dies, sobald die Wolken über uns weg waren. Seither düsen wir wieder mit bis zu 12 Knoten durch das blaue Wasser. Zu unserem Nachmittagskaffee reichte uns Jette als Smut ein frisch gebackenes Bananenbrot. Was dort als Geheimzutat drin war, hat sie uns nicht verraten aber ich glaube es war ein Clown, denn die Stimmung an Deck wurde plötzlich ziemlich albern. Vielleicht war es auch nur der Zucker, wer weiß. 😉
Den restlichen Nachmittag verbrachten wir mit Doppelkopf spielen im Achtercockpit, bevor wir kurz vor Sonnenuntergang den täglichen Spi-Check machten und feststellten, dass der Schutzmantel am Achterholer langsam nicht mehr wollte und wir handeln sollten. Nach langem überlegen wurde man sich einig, dass das Wechseln bei dem kleinen Sturmspi gar nicht so einfach war, ohne ihn zu bergen. Daher machten wir Worte zu Taten und nahmen den Spi kurz runter, tauschten den Achterholer, packten den Spi neu und setzten ihn wieder. Wie Jette gestern schon beschrieb haben wir inzwischen eine relativ gute Routine und die Manöver gehen immer schneller, so dass wir vor Sonnenuntergang ein für die Nacht vorbereitetetes Schiff hatten.

Kurzzusammenfassung:
Datum und Uhrzeit: 27.11.2022, 20 Uhr
Position: 17°45,5′ N; 035°40,5′ W
Wetter: Ostnordost, 5 Bft, wolkenklar
Etmal: 200 nm
Gesichtete Schiffe: 2, davon Funkkontakt: 1 (unser Nachbar aus Las Palmas)
Gesichtete Tiere: Rotschnabel-Tropikvogel
Noch verfügbare Banenen: 0

Svenja

ARC – 26. November

Kaum zu glauben, dass wir mittlerweile seit fast einer Woche unterwegs sind! In den letzten 24 Stunden war es weiterhin sehr aushaltbar an Bord. Frisch geduscht wie gestern lässt sich ein Nachmittagsschläfchen doch am besten genießen. Zur Kaffeezeit saß unser Schiffer frisch rasiert, im frischen Hemd und mit einem Zigarillo im Mittelcockpit. Kurz gesagt: Ihm ging es gut, und vom Rest der Crew kann man das gleiche behaupten. Gegen Abend wurde sogar die Musikbox herausgeholt und Crew und Schiffsführung versammelten sich zu einem spontanen Reggae-Jam im Achtercockpit. Nach dem Abendessen begann für uns die erste Nachtwache. In dieser Nacht zeigte sich zum ersten Mal seit Langem mal wieder der Mond, wenn auch nur für einen kurzen Besuch. Unter Spi surften wir die vom Meeresleuchten glitzernden Wellen hinunter und das Steuern machte eine Menge Spaß. Trotzdem ist es natürlich ganz nett, wenn man gegen Mitternacht die andere Wache wecken und mit der Aussicht auf 4 Stunden Schlaf
in der Koje verschwinden kann. In der zweiten Nachtwache bot sich uns dieses Mal ein besonders schöner Sonnenaufgang: Zum ersten Mal seit Beginn der Überfahrt versteckte sich die Sonne nicht hinter den Wolken, sondern es war am Horizont zu sehen, wie sie aus dem Meer auftauchte. Währenddessen zog aus der Pantry ein köstlicher Duft ins Achtercockpit, denn unter Deck wurden zum Frühstück Croissants aufgebacken. Als dann noch entdeckt wurde, dass über Nacht ein dritter fliegender Fisch seinen Weg an Deck gefunden hatte, war das Frühstücks-Glück perfekt. Die Fische wurden von Heiner perfekt zubereitet und nach dem köstlichen Frühstück verschwanden wir erst einmal gut gesättigt in unseren Kojen, um der anderen Wache das Feld zu überlassen.
Der Wind ließ tagsüber nicht nach, sodass der Nivea-Spi heute unter Deck bleiben musste und der Sturmspi dafür weiterhin die Sonne genießen durfte. Kurz nach dem Wachwechsel zum Mittagessen, während wir gerade die Sonne und das unendlich blaue Wasser um uns herum genossen, herrschte dann plötzlich Aufregung an Deck: Ein Wal! Tatsächlich war in einiger Entfernung ein großer Wal zu beobachten, der aus dem Wasser sprang und uns eine kleine Show bot. Laut unserem Meeresbiologen an Bord (der zugleich auch Astronom oder Experte für Bootstypen ist, je nachdem, was man gerade so braucht), müsste es sich hierbei um einen Buckelwal gehandelt haben.
Ewig währte aber auch das Sonnenglück des Sturmspis nicht, obwohl es schon schön war, mit 10-14 Knoten in die richtige Richtung zu sausen. Der Wind hatte aber so weit zugenommen, dass wir ihn rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit bergen mussten. Das ging recht zügig, denn mittlerweile wissen alle, was bei einem solchen Manöver zu tun und zu erwarten ist. Im Anschluss daran wurde die G3 mal wieder ausgebaumt. Jetzt rasen wir nicht mehr so dahin wie unter Spi, aber das Steuern ist jetzt wesentlich enstpannter. Und bestimmt fahren wir unserer Konkurrenz auch so noch davon. Zum Sonnenuntergang war fast die gesamte Crew wach und so konnten wir gemeinsam einen leckeren Sundowner an Bord des „Kreuzfahrtseglers“ Peter von Danzig genießen, sogar mit Orangenscheiben am Rand des Glases. Man könnte es wirklich schlechter treffen.
Jetzt muss ich zum Abendbrot kommen, denn Annika hat venezolanisch gekocht und es riecht schon verführerisch. Morgen wird Euch die andere Wache im nächsten Blogbeitrag berichten, wie es geschmeckt hat.

Kurzzusammenfassung
Datum und Uhrzeit: 26.11.2022, 20 Uhr Bordzeit
Position: 18 53,0 N, 032 44,8 E
Wetter: Wind aus Nordost, 6 Bft, sonnig/sternig mit kleineren Wolken
Gesichtete Wale: 1!
Frisch rasierte Schnurrbärte: 1
Beendete Käpt’n Blaubär-Kapitel: 6
Letztes Etmal (in 24 Stunden gesegelte Strecke): 195 Seemeilen
Gesamtzahl gefangener fliegender Fische: 3 ½ (ein sehr kleines Exemplar wurde wieder in den Atlantik entlassen)

Jette